Temu, Shein & Co: Warum Europa zum neuen Ziel für billige chinesische Exporte wird

Temu und Shein überschwemmen den europäischen Markt mit billigen Produkten aus China – ausgelöst durch neue US-Strafzölle. Experten warnen vor Milliardenverlusten und fordern harte Maßnahmen der EU. Wird Europa von einer neuen Flut billiger Waren bedroht?

Die jüngste Eskalation im Tarifstreit zwischen den USA und China hat unerwartete Konsequenzen für Europa: Immer mehr asiatische Containerschiffe, die mit billigen Gütern beladen sind, verschieben ihren Kurs über den Pazifik hinweg in Richtung europäischer Häfen. Grund dafür sind die massiven neuen Strafzölle, die die Vereinigten Staaten für chinesische Waren auferlegt haben, die nach Ansicht des österreichischen Handelsverbandes zu einer erhöhten ‚Flut billiger Waren‘ aus dem Fernen Osten auf den europäischen Markt führen werden.

„Anstelle der USA fahren jetzt immer mehr asiatische Containerschiffe mit preiswerten Gütern in Richtung Europa“, sagte Rainer Will, Geschäftsführer des Fachverbandes, auf einem Symposium in Wien am Donnerstag. Er fordert drastische Maßnahmen, einschließlich eines vorübergehenden Verbots chinesischer Low-Cost-Versender wie TEMU, SHEIN und ähnlicher Plattformen in Europa.

Trumpfs Zollpolitik treibt Warenströme nach Europa

Die Wurzeln der aktuellen Entwicklung liegen in einer aggressiven Kehrtwende in der US-Wirtschaftspolitik. Seit seiner Rückkehr in die Präsidentschaft hat Donald Trump eine harte Linie in China eingeschlagen – mit weitreichenden Konsequenzen für den Welthandel. In der Nacht vom 9. April 2025 kündigte US-Präsident Donald Trump eine drastische Erhöhung der Strafzölle für chinesische Waren an. Die Tarife wurden von 104% auf 125% erhöht. Trump begründete diesen Schritt mit Chinas ‚mangelnde Achtung der globalen Märkte‘ und betonte, dass diese Maßnahme notwendig sei, um faire Handelsbedingungen zu gewährleisten.

Zudem wurde der bisherige zollfreie Import von Paketen bis zu einem Wert von 800 US-Dollar (rund 724 Euro) storniert. Das Ziel: Chinesischer Online-Handel vom US-Markt fernzuhalten. Die unmittelbare Folge: Massiver Umweg von Lieferketten und Handelswegen, die sich nun zunehmend auf Europa konzentrieren.

Während die USA ihre Märkte absperren, bleibt Europa offen – mit weitreichenden Konsequenzen. Derzeit können Waren aus Nicht-EU-Ländern zollfrei bis zu einem Wert von 150 Euro importiert werden. Lieferanten wie TEMU und SHEIN nutzen genau diese Regelung, indem sie häufig Waren unterhalb dieser Schwelle deklarieren.

„Der Verlust für österreichische Einzelhändler liegt bei rund 4,5 Milliarden Euro“, sagt Will. Allein im Jahr 2024 wurden laut dem österreichischen Einzelhandelsverband rund 4,6 Milliarden Pakete zollfrei nach Europa ausgeliefert. Zwei Drittel davon wurden falsch erklärt – eine Praxis, die nicht nur zu steuerlichen Verlusten, sondern auch zu massiven Wettbewerbsverzerrungen führt.

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